Das Lymphsystem hat also die Aufgabe Wasser und lymphpflichtige Lasten, wie zum Beispiel Eiweiße, Fette und Hyaluronsäure aus dem Gewebe abzutransportieren. Diese Lasten werden dann über den Blutkreislauf den Nieren zugeführt und so aus dem Körper ausgeschieden. Ein 24-stündiger Funktionsausfalls des Lymphsystems würde zu einem hypovolämischen Schock mit tödlichem Ausgang führen.
Eine Schwellung ist immer ein Hinweis auf eine funktionelle Beeinträchtigung des Lymphsystems. Lymphpflichtige Lasten bleiben im Gewebe. Medizinisch spricht man auch von einem Lymphödem.
Die Lymphdrainage ist eine Entstauungstherapie, die durch sanfte, angenehme Grifftechniken den Abtransport von Gewebeflüssigkeiten anregt. Angewandt wird sie zum Beispiel bei Schwellungen nach Verletzungen oder Operationen, oder zur Regeneration nach dem Training oder Wettkampf.
Beim Pferd ist die Funktion des Lymphsystems abhängig von der Bewegung. In der lymphographischen Bildgebung ist festgestellt worden, dass beim gesunden Pferd die Lymphgefäße in Ruhe bereits gestaut sind.
Man geht davon aus, daß Pferde mit Neigung zu angelaufenen Beinen bzw. Schwellungen eine geringere Anzahl von Lymphgefäßen besitzen.
Herkömmliche Bandagen, wie sie üblicherweise im Pferdebereich eingesetzt werden, unterbrechen den Lymphfluss. Deshalb sollten Bandagen niemals am stehenden Pferd angelegt bleiben. Zwar ist optisch die Schwellung im Bereich des Röhrbeins (bandagierter Bereich) nicht mehr sichtbar. Die Flüssigkeiten haben sich jedoch nur auf andere Bereiche unterhalb und oberhalb der Bandagierung verteilt. Außerdem wird die Schwellung nach Abnehmen der Bandage wieder erscheinen. Die Funktion des Lymphsystems wird langfristig geschädigt.
Bei länger bestehenden und sehr stark ausgeprägten Ödemen ist die Behandlung recht komplex. Deshalb spricht man auch von einer „Komplexen physikalischen Entstauungstherapie“ kurz KPE.
Die KPE besteht aus der Manuellen Lymphdrainage, Kompression mit speziellen Bandagen oder Strümpfen sowie einer Bewegungstherapie.
Schwellungen sind nicht nur ein optisches Erscheinungsbild. Zunächst sollte die Ursache geklärt werden. Besteht ein ausgeprägtes Lymphödem über einen langen Zeitraum kann es zu folgenden Komplikationen kommen:
Erhöhtes Infektionsrisiko
Beeinträchtigung der Gelenkbeweglichkeit aufgrund der Schwellung
Schlechtes Hornwachstum und Ringbildung
Lymphzysten, Lymphfisteln
Fibrotische Veränderungen am Bindegewebe
Neigung zu akuten Einschüssen
Bei diesen Krankheiten oder Umständen darf keine Manuelle Lymphdrainage durchgeführt werden!
Herzinsuffiziens, kardiales Ödem
Akute Entzündung mit pathogenen Keimen
Schilddrüsenüberfunktion stellt eine Kontraindikation für die lokale Behandlung im Halsbereich dar
Schmerzhafte Ödeme
Tumore, die sich lymphvaskulär ausbreiten (Lymphosarkom)
Nach tierärztlicher Anweisung und Kontrolle darf die MLD durchgeführt werden bei:
Tumore
Akute Phlegmone, Behandlung nur unter Antibiotikaschutz