Fascien sind die Hüllen der Körperstrukturen. Ihre Funktion ist unter anderem die Gleitfähigkeit, zum Beispiel zweier Muskeln gegeneinander. Außerdem dienen Fascien der Nährstoffversorgung der Muskelzellen und der Informationsvermittlung an das Zentrale Nervensystem. Das myofasciale System ist also verantwortlich dafür, dass die Gelenkmechanik reibungslos funktioniert und dass das Pferd sich frei und koordiniert bewegen kann.
Kommt es zu Störungen im myofascialen System, zum Beispiel durch Verklebungen, kann dies zu Spannungen, Schmerzen,Bewegungseinschränkungen und
Schwäche führen. Dementsprechend wird sich dann die Haltung und der Bewegungsablauf des Pferdes verändern. Die Folge sind Fehlbelastungen,
verminderte Leistungsfähigkeit und übermäßiger Verschleiß. Da myofascíale Störungen sich meist schleichend aufbauen und zu Beginn vom Pferd kompensiert werden, werden diese Probleme oft erst
spät erkannt.
Myofasciale Triggerpunkte sind Stellen in der Muskulatur, in denen Verspannungen zentralisiert sind. Es bildet sich ein stecknadelkopf- bis erbsengroßes Knötchen. Diese Bereiche sind schlecht durchblutet. Die Folge sind Einschränkungen im Stoffwechsel.
Myofasciale Schmerzen verstärken sich:
Wenn der Muskel belastet wird, also bei Anspannung des Muskels.
Vor allem in einer angenäherten Stellung
Vor allem nach längerer Ruhe
Bei Druckbelastung auf die Triggerpunkte
Durch Daueranspannung des Muskels (mangelnde Entspannungsfähigkeit)
Bei Bewegungsmangel
Bei kaltem und besonders feucht – kaltem Wetter
Bei Kaltanwendungen (Eispackungen...)
Falsch ausgeführte Dehnungen
Streß
In der Praxis kommt es leicht dazu, dass sich ein Schmerz-verstärkender Faktor zum anderen gesellt.
Beispiel: Pferd mit myofascialen Rückenbeschwerden:
Das Pferd steht mit in Ruhe leicht abgesenktem Rücken über Stunden in seiner Box. Also befindet sich die Rückenstreckmuskulatur in einer angenäherten Position.
Der Reiter legt den Sattel auf. Hier zeigt das Pferd meist die erste Abwehrreaktion, weil Druck auf die Muskulatur entsteht.
Dieser Druck verstärkt sich mit dem Gewicht des Reiters oder auch wenn der Sattel nicht gleichmäßig aufliegt.
Macht dann der Reiter dem Pferd noch Streß, weil es zum Beispiel verhalten vorwärts geht oder sich den Hilfen des Reiters widersetzt, verstärken sich die Spannungen und der Schmerz.
Ursache der reiterlichen Probleme ist in diesem Fall nicht der Unwille des Pferdes sondern ein myofasciales Schmerzsyndrom.
Bei Nichtbeachtung über längere Zeit entsteht nicht selten eine chronische Myopathie oder ein akutes muskuläres tying up.
Auch beobachten viele Reiter, dass Ihre Pferde bei naß-kaltem Wetter in Ihrer Beweglichkeit eingeschränkter sind. Der Gang fühlt sich steif an. Nicht immer sind gelenkige Beschwerden die Ursache.
Weist der breite Rückenmuskel, M. latissimus dorsi eine funktionelle Störung auf und ist verspannt, zieht der Muskel über seinen Ursprung, die Fascia thorakolumbalis den Rücken nach unten. Reiterlich gesehen ist es dann für das Pferd schwierig "über den Rücken zu gehen".
Auch bei falsch ausgeführten Dehnungen der Vorhand passiert es, dass der Rücken auf diese Weise nach unten gezogen wird. Leider wird diese Art der Dehnung in Zeitschriften, Büchern usw. immer wieder demonstriert und Pferdebesitzer und Reiter führen sie nach dieser Anleitung durch.